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Liebes Tagebuch, an dieser Stelle gilt es eine Entscheidung zu treffen. Eine Entscheidung, die womöglich mein zukünftiges Leben und meine Beziehung zu Breda prägen wird. Ich bin mir sicher, dass ich dies nicht ohne Bredas weisen Rat und ihre Liebe entscheiden kann, darum gebe ich hier nun wieder, wie unser für mich wichtigstes Gespräch diesbezüglich verlaufen ist:
Turin: (schrickt im Bett hoch) Breda! Ich hatte schon wieder diesen Alptraum. Du lagst da und...
Breda: (wischt ihm den Schweiß von der Stirn) Alles gut, mein Liebster. Wir sind in Sicherheit. Alles ist in Ordnung. Die Akolythin war rechtzeitig da.
Ich weiß nicht, ob ich das nochmal ertragen würde. Du lagst wieder auf diesen weißen Steinen. Der Hammer schlug immer und immer wieder auf Deine Brust ein...
(lüpft ihr Nachthemd, grinst) Alles wieder verheilt. Du kannst gerne mal...
(sehr viel entspannter) Der Schmerz, als ich Dich da liegen sah, war unerträglich. Ich habe förmlich gespürt, wie meine Seele der Deinen hinterher ziehen wollte und...
(unterbricht ihn) Ich hätte auf Dich gewartet.
Mir war in dem Moment alles egal. Außer diesem einen Ziel. Der brennenden Rache. Dieser eine Zwerg. Diese eine letzte Tat.
Warum sagst Du das immer wieder. Dieses "letzte Tat"?
(zögert) Ich habe da in den letzten Tagen viel drüber nachgedacht... Vielleicht... Vielleicht ist es an der Zeit das Abenteurerleben an den Nagel zu hängen.
(läßt sich nichts anmerken, steinerne Mine) Mir ist natürlich aufgefallen, dass Dich irgendetwas sehr beschäftigt hat, mein Liebster. Ich werde Dich natürlich in jeder Hinsicht unterstützen. Was auch immer Du entscheidest...
Aber?
Hast Du Dir das wirklich gut überlegt? Es sind Deine Freunde - na gut, zumindest einige davon - und die brauchen Dich.
Wirklich? Ich bin nur ein einfacher Zwerg. Ein Schokoladenarbeiter mit davonfliegenden Ideen. Ich habe das Gefühl, wenn ich nicht irgendwann den Absprung finde und meiner Passion der Schokoladenmanufaktur nachgehe, dann werde ich so enden wie mein Vater. Unter der Fuchtel meiner Frau... (er stockt) ... ähm, natürlich nicht in der Hinsicht. Ohne Ambitionen, nur noch dem nächsten Schokoladenflöz hinterher hechelnd. Ohne Inspiration. Ich befürchte, dass ich das große Ziel aus den Augen verloren habe. Ich hoffe, dass es noch nicht zu spät ist.
(zögerlich) Bist Du Dir sicher, dass das alles ist? Sind das vielleicht nur vorgeschobene Gründe?
Brauchen die mich wirklich? Åmlæt ist König und zu einem ganz passablen Kämpfer geworden. Ich bin mir nicht einmal mehr sicher, ob er wirklich seine Schwester getötet hat. Vielleicht hab ich mich da damals in irgendwas verrannt. Zumindest haben selbst meine Nachforschungen als Befehlshaber der Geheimpolizei, der Rang des Innenministers hat seine Vorteile, keinerlei weitere Hinweise dazu gebracht.
(lächelt gutmütig)
Grmpf kann ganz gut auf sich alleine aufpassen. Er ist mittlerweile ein Gnom mit mächtigen Fähigkeiten, die auch ohne mein Zutun einfach immer stärker werden. Ich hege keinen Zweifel daran, dass er ohne meine "Hilfe" vielleicht sogar schneller wachsen würde.
(er zögert, auf eine Unterbrechung hoffend, die aber nicht kommt)
Ronja. Ja, Ronja. Ich glaube die Kleine ist erwachsen geworden. Jetzt wo Junior seine Volljährigkeit erreicht hat, hat sie bestimmt auch wieder mehr Zeit für sich selbst. Wir sollten ihr nicht im Wege stehen. Sie ist eine attraktive junge Frau, mit einem prachtvollen...
(Breda hebt eine Augenbraue)
Sie ist eine attraktive junge Frau, die sicherlich ihren Weg in den Weiten des Universums machen wird. Ich glaube sie wird bald merken, dass Pseudodänemark nicht groß genug für sie ist. Für uns Bodenschnörkel ist der Horizont eine echte Grenze, aber Ronja? Die setzt sich einfach darüber hinweig, erklimmt die Wolken und stiehlt dem Mond seine Smaragde.
(eine kurze Pause, beide schauen verträumt in die Ferne)
Katharra ist Katharra. Jeder liebt sie. Ach, Breda, wenn ich Dich nicht getroffen hätte... vielleicht... in ein paar Jahren... Vielleicht hätte Katharra gelernt mich so zu lieben, wie ich sie liebe. Wie ich mich nach ihr verzehrt habe, bevor wir beide uns trafen! Aber das weißt Du ja alles schon. Das gehört hier jetzt nicht hin.
Nun, Jørre ist der Hofzauberer. Er wird irgendwann in seine alte Rolle wieder komplett ausfüllen und seine verlorene Macht wieder erlangen. Egal wer die Krone trägt. Egal wer die Minister sind. Er kennt den Weg, er kennt die Methoden und er tut jeden Schritt mit viel Bedacht und mit immer mindestens zwei weiteren Alternativplänen im Hinterkopf. Um Jørre mache ich mir die wenigsten Sorgen. Er scheint irgendwie unter dem Schutz der höchsten Mächte des Universums zu stehen.
Du weichst meiner Frage aus, Liebster. Sind das vielleicht nur vorgeschobene Gründe?
(küsst sie innig auf den Mund) Du kennst mich einfach zu gut. Ja, ich glaube ich weiche der Realität aus. Das sollte ich lassen. Immerhin liegt die schönste Realität hier neben mir im Bett.
Ich würde vergehen, wenn Du nicht mehr an meiner Seite wärst. Ich weiß, dass das in Krokus sehr knapp gewesen ist. Das war auf des Messers Schneide. Stell Dir vor wir hätten bei diesem Ausflug, so wie sonst auch, keinen Kleriker dabei gehabt? Wo wäre ich dann in diesem Moment? Ich kann es mir nicht vorstellen. Meine Gedanken weigern sich diesen Weg zu gehen.
(er ringt um Worte) Kennst Du das Gefühl plötzlich aufzuwachen, gerade in dem Moment wo Du in einem Traum stirbst? Ich glaube das kommt daher, dass Deine Seele sich nicht vorstellen kann, wie der Tod sein wird. Unbekanntes Terrain. So geht es meinen Gedanken mit der Vorstellung Dich zu verlieren. Nur, dass ich mich nicht ins Aufwachen flüchten kann. Ich bin gefangen in dieser Angst.
Mein einziges Ziel ist es Dich zu behalten - Dich zu beschützen und Dich mit jedem Tag neu für mich zu gewinnen.
(lächelt verträumt, räkelt sich nackt neben ihm) Das gelingt Dir bislang ganz gut.
Nicht nur in dieser Hinsicht und das weißt Du auch.
(jetzt ernst) Ja, ich weiß, mein Liebster. Bitte entschuldige.
Ich kann und will Dir nicht verwehren an meiner Seite zu sein. Es ist die Natur der Zwerge, dass die Partner nebeneinander dem gleichen Geschäft nachgehen. Während ich hier als Minister herumspiele, ist das ja auch alles kein Problem. Ich glaube da lernen wir beide eine ganze Menge voneinander. Aber während wir auf Abenteurfahrt gehen? Breda, Liebste, Du bist eine formidable Kämpferin. Du schwingst Deinen Morgenstern mit einer Präzision, von der ich nicht zu träumen wage. Aber die Gefahr schwingt dabei immer mit. Ich habe mich, wo ich noch niemandem in dieser Art und Weise verbunden war, nicht so sehr um die Gefahren geschert. Irgendwann hätte auch ich fallen können und die uralte Linie der Trollburs wäre mit dem Verwesen meines Kadavers erloschen. Nun aber? Ich befürchte... nein, ich weiß, dass ich das nicht mehr kann. Ich bin mir sicher, dass ich für meinen Teil einen ruhigen Rest meines und Deines hoffentlich noch langen Lebens anstrebe.
Das ist jedoch nicht ausschließlich meine Entscheidung...
Ich habe gesagt, dass ich Dich in jeder Hinsicht...
(etwas verärgert) Ach Quatsch. Was willst Du?
(antwortet fast automatisch) Wer bist Du?
(lächelt) Ja, genau. Diese alte Geschichte. Darauf kommt es irgendwie immer wieder zurück, oder? Also, sind wir selbständig denkende Zwerge, mit Ambitionen, Träumen und Hoffnungen? Oder sind wir Spielbälle des Universums ohne eigenen Willen, nur dazu gedacht um die Szenerie für die richtigen Zwerge auszuschmücken?
Ich habe das Gefühl, dass hinter dieser Frage noch viel mehr steckt als die Tradition uns Glauben machen will. Erinnerst Du Dich an die Geschichte mit Gary von der ich Dir schon einmal erzählt habe? Damals hab ich das natürlich alles nicht verstanden, aber seit dem hatte ich 10 weitere Jahre Zeit darüber nachzudenken.
Ich bin mir sicher, dass diese Aufteilung der Welt in die Schieber und Nicht-Schieber eine größere Relevanz hat. Ich glaube dieser Gary kannte das Geheimnis. Ich bin mir sicher wir werden es gemeinsam ergründen.
Aber... wirst Du dadurch, dass Du Deine Ambitionen der letzten 20 Jahre an den Nagel hängst und dem Abenteurerleben den Rücken kehrst, nicht zu einem Nicht-Schieber-Charakter?
Ich hoffe nicht. Ich habe zumindest nicht vor, dem Universum zu erlauben mich hier hin und dort hin zu verschieben, wo auch immer gerade ein Zwerg für's Bühnenbild gebraucht wird. Ich bin da sehr eigen, wie Du weißt.
Hm, dennoch, die Gefahr besteht. Über wen werden die Geschichten erzählt? Wer wird am Lagerfeuer besungen? Die Schokoladenmanufakteure oder die Bezwinger von Riesen und Drachen?
(strahlt) Ich gedenke das zu ändern.
Wenn meine Purpurwurmzucht erst einmal angelaufen ist, wird Tyskland bis zu den helvetienischen Alpen untertunnelt. Wir werden die helvetienische Schoki unter der neugierigen Nase der Tysken hindurch tragen. Das wird die längste und rasanteste Zwergenbahn der Geschichte. Die Loren werden zu langen Zügen zusammen gekoppelt und rasen mit bislang unerreichten Geschwindigkeiten durch die Tunnel. Ich habe vor die Luft aus den Tunnel herauszupumpen, das hab ich mir von den Gasriesen abgeguckt. Dann sind die Züge nochmal schneller. Es wird phantastisch!
(seine Augen leuchten - wie seit Jahren nicht mehr)
Meine Hoffnung ist nur, dass wir gemeinsam an diesem Ziel arbeiten. Ich bin mir sicher, dass wir beiden als Team, als Partner, jedes Problem, das sich uns in den Weg stellt, einfach wegschieben können. Wir sind Schieber!
Du weißt ganz genau wie mitreissend Deine Begeisterung für mich ist. Natürlich sehe ich das alles unter einem anderen Licht, seit ich in Ronjas Computer gelesen habe, dass Zwergenfrauen genetisch predisponiert sind dem Geschäft ihres Auserwählten zu folgen, aber ich glaube auch ohne diesen Druck, aus dem nicht kontrollierbaren Teil meines Kopfes heraus, wäre ich mit Feuer und Flamme dabei.
(etwas kleinlaut) Die Tatsache, dass mir nicht der leiseste Zweifel an diesem Plan in den Sinn kommt, zeigt mir entweder, dass ich Dir voll ung ganz verfallen bin und auch für mich ein Leben ohne Dich nicht mehr vorstellbar ist, oder aber, dass der Plan wirklich richtig gut ist. Ich hoffe auf beides zusammen, aber jede einzelne Möglichkeit hat ihren ganz eigenen Charme.
Breda, Liebste, ich glaube dann ist meine... UNSERE Entscheidung gefallen. Ich werde sofort einen offiziellen Brief an König Åmlæt verfassen, in dem ich ihm mitteile, dass ich mit sofortiger Wirkung vom Amt des Innenministers von Pseudodänemark zurücktrete. Ich hänge das Abenteurerleben an den Nagel. Wir gehen in die Schokoladenindustrie.
Deine Mutter wird begeistert sein!
Oh, Mist. Ja, vermutlich. Müssen wir ihr das sofort sagen?
Ich hoffe nicht...
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